<<< Südwind >>>
An einem Novembermorgen traf er mit zwei Koern und einer Notiz in der Hand ein.
“Ziemlich kalt”, sagte er mit zitternder Stimme.
Zwischen Sturmböen und Epen, erloschen seine haselnussbraune Mähne und
dieses apotheotische Lächeln. Die selbe Länge, die selben Locken, wenn auch
ergraut, ohne wiederzuspiegeln, dass fünfundzwanzig Winter vergangen waren.
Mit dem Blick zum Horizont gerichtet, bedrängten Träumen und den Rissen der Zeit
in die Haut geschnitzt.
Als er die Welt verlassen hat, hinterließ er in seinem Tagebuch.
“Wir wischten den Schweiß mit Tränen ab, ogen niedrig und verspürten einen
Drang zu desertieren, aber die Rückkehr blieb uns verwehrt und meine Seele hatte
bereits einen Preis”.
Daniel Orbegozo, Kolumbien.
<<< Aus der Entfernung >>>
In meinem Land gibt es den magischen Realismus, aber auch den schrecklichen. Mich
trennt ein ganzer Ozean von dieser Realität, die meine war, die meinen Leib hergestellt
hat, für die ich meine Tränen vergossen habe, die meine Knochen gefertigt hat. Von einem
gepolsterten Platz aus betrachte ich diese Realität, wie als würde ich aus einem Fenster
heraus schauen. Die allgegenwärtige Ohnmacht, den Kanal dieser makabren Telenovela
nicht umschalten zu können, zermürbt mich innerlich; doch gleichzeitig verpichtet sie
mich. Ähnlich wie in der Serie “Goya” muss man sich zunächst entfernen, um die Realität
in ihrer Fülle zu sehen; die Distanz gibt die nötige Luft zum Atmen, gewiss, und sie treibt
dich an.
Das Fenster aus dem ich heraus blicke, will von mir zerbrochen werden; will, dass ich mit
gefüllten Lungen zurückkehre zur Malerei.
Alondra del Torres, Argentina.


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Ausstellung Interkulturelle Wochen Leipzig, 2019.

Migration ermöglicht uns in Berührung mit neuen Erfahrungen aus unserer Umgebung zu kommen: Partnerschaft, Diskriminierungen, Träume, Einsamkeit, Lachen, Weinen, Freundschaft und Liebe.
Die Unterschiede im Alltag, der Kontext in dem man lebt, die Interkulturalität mit der sich unsere Auffassung über das Leben verbindet und transformiert wird.
Was geschieht bei der Heransgehensweise eines Migranten im Kontext eines “Kulturschocks”?
Was verändert sich, wenn man die Phasen betrachtet, die du als Subjekt in ständiger Bewegung lebst?
Migrant zu sein bedeutet, Teil dieses globalen Phänomens zu sein, bei dem jeder Einzelne aus seiner Individualität heraus einen Beitrag zur Gemeinschaft leistet.